Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass einzig und allein der Verzehr von Zucker zur Entstehung von Karies führt. Zucker ist die Hauptursache: Er begünstigt einen Ausbruch der Krankheit, weil er die Nahrung für Bakterien liefert; dennoch ist Süßes nicht allein verantwortlich für das „Loch im Zahn“.
1. Faktor: Infektion
Karies ist eine Infektionskrankheit. Vor der Entstehung eines Defekts im Zahn findet eine Übertragung von Bakterien (vor allem der Art Streptococcus mutans) statt. Der Mensch ist nicht automatisch Träger dieser Bakterien, sondern infiziert sich im Laufe seines Lebens damit. Die Übertragung geschieht meist bereits im Säuglingsalter, wenn Eltern zum Beispiel den Schnuller oder den Löffel ihres Kindes ablecken. Die Bakterien gelangen auf diese Weise in die Mundhöhle des Nachwuchses.
Ganz vermeiden lässt sich die Übertragung von Kariesbakterien von den Eltern auf Ihre Kinder natürlich nicht. Eltern sollten allerdings auf ihre eigene Mundgesundheit achten, denn je weniger Kariesbakterien ihr Mundraum enthält, desto weniger werden an ihr Kind weitergegeben.
Ebenso kann Karies (wie auch eine Parodontitis) zwischen Partnern übertragen werden. Eine sorgfältige eigene Mundpflege, die regelmäßige Untersuchung der Mundgesundheit und gegebenenfalls eine entsprechende Behandlung helfen, das Übertragungsrisiko in Partnerschaften zu verringern.
2. Faktor: Plaque
Hauptverantwortlich für den Ausbruch der Krankheit sind Speisereste, die Kohlenhydrate enthalten, sie bilden die „Nahrungsgrundlage“ der Kariesbakterien. Es kommt allerdings nur dann zur Schädigung der Zahnsubstanz, wenn die Bakterien über einen längeren Zeitraum mit abbaubaren Kohlenhydraten wie Zucker, Stärke oder Fruchtzucker in Berührung kommen. Die Speisereste überziehen mit den Bakterien und Speichelbestandteilen die Zähne mit einer Art „Film“, der Zahnbelag oder Plaque genannt wird. Plaque bietet einen hervorragenden Nährboden für Karies, da die Bakterien besonders gut in ihm leben können. Bei der Zersetzung der Nahrung durch Bakterien entstehen nun Säuren, die zu einem Mineralstoffverlust des Zahnschmelzes führen, ihn angreifen und teilweise zersetzen können.
3. Faktor: Die Zeit arbeitet für die Kariesbakterien
Der dritte entscheidende Faktor, der neben den Bakterien und Kohlenhydraten im Mundraum für die Entstehung von Karies verantwortlich ist, ist der Zeitraum, indem die Bakterien die Kohlenhydrate zersetzen. Je länger Speisereste im Mundraum verbleiben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dem Zahnschmelz die notwendigen Mineralien entzogen werden und er angegriffen wird. Werden hingegen die Speisereste nach der Nahrungsaufnahme vom Zahn entfernt (in erster Linie durch mindestens 2-mal tägliche Zahnpflege), so haben die Bakterien keine Möglichkeit, diese in Säuren umzusetzen.
Unser Speichel nimmt ebenfalls Einfluss
Darüber hinaus existieren weitere Nebenfaktoren, die den Ausbruch der Krankheit begünstigen. So spielt die Zusammensetzung des Speichels eine wichtige Rolle. Im Normalfall bietet er einen natürlichen Schutz vor Karies. Er weist einen pH-Wert (d. h. einen „Säuregrad“) von etwa 6,7 auf und ist damit neutral bis leicht sauer. Dies ist für die Zähne und die Mundschleimhaut ein optimaler Wert. Außerdem kann der Speichel die Säure verdünnen und damit quasi neutralisieren (man spricht hier von einer Art „Pufferwirkung“). Die Säurewirkung verschwindet teilweise nach kurzer Zeit also wie „von selbst“. Durch das Schlucken wird zudem noch etwas der im Mund vorhandenen Säure entfernt. Außerdem enthält Speichel Mineralstoffe, die für den Erhalt und die Härtung des Zahnschmelzes nützlich sind. Ist die Speichelmenge vermindert oder der Speichel nicht dünnflüssig genug, steigt die Wahrscheinlichkeit für Karies.
Sie können ihren Speichel bei seiner Wirkung noch unterstützen: Zuckerfreie Kaugummis sind eine gute Methode, den Speichelfluss anzuregen und durch diese Verdünnung den sauren pH-Wert nach dem Essen wieder auszugleichen. Die von Kariesbakterien produzierte Säure kann auf diese Weise teilweise unschädlich gemacht werden.
Insgesamt stellen diese positiven Eigenschaften des Speichels allerdings in der Regel keinen ausreichenden Schutz gegen Karies dar. Zahnform, Stellung und Struktur der Zähne spielen ebenso eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Karies. Fehlstellungen, „verschachtelte Zähne“ oder solche mit vielen Furchen und Fissuren auf der Zahnoberfläche bieten geeignete Angriffsflächen für Bakterien, da diese Stellen bei der Zahnreinigung schwerer zu erreichen sind und sich die Plaque ungestört über längere Zeit anlagern kann.
Obwohl genetische Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen, kann die Entstehung einer Karies nicht ausschließlich auf die erbliche Veranlagung zurückgeführt werden. Zwar haben Untersuchungen ergeben, dass eine Kariesanfälligkeit bei Zwillingen recht ähnlich ist. Die tägliche Zahnreinigung sollte jedoch, auch bei einer guten Veranlagung, niemals vernachlässigt werden.